Flucht in Badelatschen
Tag 7, 30.06.2008 - Flucht in Badelatschen

Können wir so etwas wirklich tun ? Zechprellerei ? Wir ? Durchweg vollausgebildete Musterschwiegersöhne. Bei aller Selbstkritik: Einer besser bestückt, gebildet und aussehend als der andere. In geheimer und kontroverser Abstimmung wurde beschlossen: Okay, wir tun´s. Da nicht alle von uns gleich abgebrüht sind, war frühes Handeln angesagt. Herr M.P. stellte seine Quarzuhr aus dem Intershop auf 7.30 Uhr, schnell noch 30 Minuten Einelkämpfertraining, um uns dann doch relativ unsanft aus den Träumen mit der Parole zu reissen "Aufsteh´n, sonst meld´ ich uns an". Da wir als Mannschaft reisen, war gerade zu diesem Zeitpunkt kein Individualismus gefragt. Also gehorsam aufstehen, keine Fragen stellen, Lager abbauen und geschmeidig vom Zeltplatz geschwebt. Unauffälliger wurde ein Zeltplatz noch nie verlassen - fast so, als hätte man bezahlt.

Also dann auf nach Saragossa. Wo liegt eigentlich Saragossa?? Spanien?! Da war doch was ? 91. minute el ninio el torro el lahm el lehmann el VizeEuropameister. Wir waren so dicht dran!! Selten hat ein Team einem Turnier seinen Stempel so aufgedrückt und ist dann so ungerecht am Ende von einer minderjährigen SchülerTitikakaTruppe um den Lohn gebracht worden. Woher kam eigentlich der Schiedsrichter?? Italiener? Holländer? Europäer? Kein Wunder, die sind sowieso alle gegen uns. Wir sind dafür, dass wir unser eigenes Europa machen (zumindest ersteinmal nur im Fussball) und damit auch unsere eigene EM!! Dann kann nichts mehr schief gehen!! OK Östereich und Polen können noch mitmachen, müssen aber durch eine Quali!!

Wie ihr merkt, irgendwie lässt uns das Wunder von Wien nicht los. Nicht weil Wien so gut war, sondern weil an diesem Tag 7 eigentlich nichts passiert ist. "Moment" sagt der geneigte Leser, bei euch passiert doch immer was!!?? Na gut, dann mal los, schließlich ist der Ösi ja immer für ´ne Überraschung gut.

Der Weg vom Zelzplatz lehrte uns eins: Das Geld, was da gespart wurde, sollte man sofort in das österreichische Grundnahrungsmittel umtauschen: Also auf zum Schnitzelwirt. Dank "Else - ich weiß alles über alle Länder außer Spanien" war es auch kein Problem den schmierigen Schnitzelbrater namens Fickelmeyer zu finden, jedenfalls in der Theorie. Da hatte aber A.M. die Rechnung ohne den Piloten K.K. gemacht:

K.K. sagt zu A.M. "Steig mal aus, und lass dein Telefon und deine Geldbörse hier !" (Auszug aus der Betriebsanleitung des Renault TR61: "Beim Rückwärtsreisen mit einem Haus auf Rädern muss man IMMER einzeln oder vermehrt austeigen, um wild zu gestikulieren und dem Fahrer widersprüchliche Anweisungen an den Kopf zu werfen."). Nach dem deutlichen Hinweis einer typischen wiener Transsexuellen (erkennbar an Armanianzug, gegeelter Vokuhila sowie breiter Wiener Mundart), dass wir gerade gedachten unserer fahrbarer Untersatz im Bereich einer Bushaltestelle zu parken sowie des gewahrwerdens eines Busses direkt hinter uns, kam es zu einer absolut verständlichen Panikreaktion unserer Lenkradkralle K.K. in Gestalt einer wilden Flucht mit durchgedrücktem Gaspedal durch die Hälfte aller Wiener Bezirke - der Bus immer hinter uns.

Nachdem wir den Bus erfolgreich abgeschüttelt hatten, folgten wir einem Ritual welches sich bisher in kritischen Situationen immer bewährt hatte .. Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf ... mmh. Wo ist Nummer Sechs? Am besten wir fragen ihn selber: Konnten wir nich, weil er ja nich da war. Verdammt, der M. war weg. Nach anfänglicher Ausgelassenheit gepaart mit dem Öffnen der letzten verbliebenen Champusbrauseflasche (die uns die Jungs mit der unglaublichen Geschichte aus Bregenz aus dem Club mitgebracht hatten) kam dann doch eine Erkenntnis zum Tragen. A.M. wird doch noch gebraucht, wer sollte denn sonst die Else mit den GPS Koordinaten von Saragossa füttern. Dieser A.M. stand übrigens in Badelatschen und einer nicht mehr ganz so frischen Unterhose am Straßenrand und fühlte sich ein wenig wie Klose im spanischen Strafraum: verlassen. Aber nicht ganz unpfiffig holte er sich von seinen letzten Cents ein Schleckeis. Damit wurde alles besser. Jedenfalls für 10 sek. Dann begann das trunkene Hirn zu arbeiten. "Wo zum Henker war der Fickelmeyer??"

13 Jahre Erfahrung im Umgang mit A.M. liess im Bus die einhellige Meinung aufkommen: A.M. sehen wir nie wieder ! Der endet wie Tom Hanks im Schlüpper und Vollbart und ohne Internet im Wiener Stadtkern. Nur das sein "Willson" hier "Mikasa".

Weiss man jedoch um die unglaublich guten Ortskenntnisse des A.M. gepaart mit seinen absoluten Survivalfähigkeiten bleibt nur ein Schluss: Auto halblegal parken und Nahrung fassen, Stadt ansehen und auf nach Saragossa - wahrscheinlich würde uns A.M. schon mit einem halbleeren Cerveza, zwei braungebrannten 12-jährigen im arm und einem entspannten Lächeln erwarten. Obwohl - eigentlich eher unwahrscheinlich.

Aber Spass beiseite. "Ohne Axel isset kacksel" dachten wir uns und prüften die uns offenstehenden Optionen.
Derer waren nicht viele:

1. AXEL ABSCHREIBEN und seine Sachen zwischen uns Überlebenden aufteilen. Er ist eh zu alt, schnarcht und isst Büchsenfleich ... GEHT NICHT! Das wiedersprach unserem dieser fahrt zugrunde liegenden Teamgeist.

2. AUF AXEL WARTEN ... an genau dieser Stelle. Er wird ja wohl warten und sich wieder auflesen lassen... GEHT NICHT! da war ja noch der 10minütig kommende linienbus mit der lauten hupe und der nette wiener vollidiot der mit seine schnitzelstimme ein liebenswertes "jo gruizi - kuanst net luisen - duis is a buuus haltestuielle" in mein Fahrerhaus haucht.

3. AXEL IM SCHNITZELKÖNIG ERWARTEN. Das klang gut und logisch, denn axel hat eigentlich immer hunger auf Fleisch und hat ja auch Abitur um den weg zu finden. Die chance, dass er dort sein würde, erschien uns possible.. DAS MACHEN MIR!

Hendrik wurde an der Bushaltestelle abgesetzt - als wurdstcase für variante 2 (anm d. red.). Sascha und Markus sollten schon mal zum Schnitzelschlächter und Benni und Kai bekamen die Aufgabe, die Manschaftshuddel zu parken.

An dieser Stelle können die Herren M.P. und A.S. gestehen, dass sie entgegen der Anweisung nicht sofort zum Schnitzelkönig gingen. Stattdessen haben sich die Herren H.S., A.S. und M.P. erst einmal gemütlich in ein Wiener Straßenkaffee gesetzt und haben sich einen großen Braunen mit Schlag gegönnt. Herrlich ! Wenn das der Rest wüsste ! Weiß er aber nicht. Hihi, Huhu, Hoho, Höhö !

Zurück zum Plan (Axel am Schnitzelkönig erwarten):
Parkplatzsuche !? Eigentlich kein problem für 2 erfahrene Trucker. Wir fuhren ca 8x die schleife durch die Innenstadt bis wir uns einig wurden, dass wir hier nicht mal mit ´nem smart ´nen Parkplatz bekommen würden, geschweige denn mit unserer Anbauwand. Hmm ? Grübel ... Planänderung ! Wir fuhren etwas weiter raus und hielten eine seitenstraße hinter dem Wiener Stadtgericht für sehr geeignet. Ein 10m-Parkplatz ward bald gefunden. Wir fühlen uns gut. Hendrik wäre stolz. Benni wollte kai noch einweisen, aber dieser winkte väterlich ab: "Lass mal kleener - keen Ding - ich park´ die huddel entspannt rückwärts ein!"

So sei es denn!... Rückwärtsgang ... blinken ... Kupplung ... Schleifpunkt ... lenken ...BUMM !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Mist! Die Laterne war doch eben noch nicht da .. oder Benni ?????

Nee Kai noch nie jewesen - die agrooheischenden Wiener Strassenputzen ham uns dis Lämpchen direktamunde hintern Bus jeschoben justamente als Du deeinem Rückwärtsdrang nachkommen wolltest - ick schroer!

Der Rest des Tages ist kurz beschrieben:
Einsammeln des verschollenen A.M. Somit hatten wir zumindest unser Wunder von Wien. Dann Frühstück bei Fickelmeyer, spektakuläre Stadtrundfahrt, Besteigung eines 1034m hohen Kirchturms in Badelatschen für dreifuffzig und abschliessendes gemeinschaftliches KaffeetrinkenErdbeereisessen in einem typischen Wiener Cafe

Damit hatten wir aus unserer Sicht alle wichtigen Punkte Wiens abgehandelt und konnten nun endlich Urlaub machen. Auf nach Saragossa.

Am Abend folgte noch ein immpossanter Sonnenuntergang mit Käsebuletten und Kartoffelbrei ala B.S. mit Blick auf Graz, diesmal übrigens mit völlig unlegalem Stellplatz irgendwo auf einer Kirchenwiese. Schöner und vor allem männlicher konnte der Tag nicht ausklingen. Schlaf´gut, John Boy Walton.

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