Sonntag, 29. Juni 2008
Vier gewinnt
Tag 4, 27.6.2008 - 1. Bergetappe

Da die UEFA dieses Jahr kein 3. HAlbfinale austragen wollte und sich Herr Lafer fuer die Seebühne ankündigte, fiel es uns nicht besonders schwer, den Ort des Triumpfes zu verlassen und dem Goodfather of Football unsere Aufwartung zu machen. Also auf nach Kitzbühl, mal sehen ob der Kaiser zu Hause ist. Um es vorwegzunehmen, war er nich.

Wie bei jeder großen Traumreise zu den abgelegensten Orten dieser Welt, so sollte auch bei uns die Tradition einer Taufe nicht unter den Tisch fallen. Nein keine Äquator-, Polarkreis- oder Neptuntaufe sondern die allseits beliebte Serpentinentaufe. Unsere einzige und damit jüngste weibliche Mitfahrerin (die freundlich aber nicht minder energische Stimme aus Axels Navi) hatte hierfür bereits die passende Route ausgesucht. In einer passenden Kurve mit entsprechender negativer Steigung und unter gefühlvollem Einsatz des Gaspedals durch unseren überaus souveränen Kapitän K. K. war es dann soweit. Da leider nicht das geeignete elitäre Getränk zur Verfügung stand, nahmen wir kurzer Hand eisgekühlte Flaschen Bier aus unserem weit geöffneten Kühlschrank. Kurz noch mal überlegt, ob wir nicht gleich alle Flaschen nehmen soltten (die Götter sollten uns schliesslich wohl gesonnen sein), entschieden wir uns für einen Kompromiss. Zwei Flaschen mussten genügen, denn verdursten wollten wir ja auch nicht. Mit viel Schmackes feuerten wir dann die Flaschen gegen die spritzwasser geschützen Seitenwände unserer heighend onboard Toilette. Und was soll ich sagen, zum Glück gingen die Flaschen schon beim ersten Versuch kaputt; wäre wohl sonst auch kein gutes Omen für den Rest der Reise gewesen. An diesem Punkt wurde uns Eins ganz schnell klar: Wir hatten etwas überaus wichtiges in Berlin vergessen: eine Putze. Na gut, muss K. halt weiter abwaschen.

Nach dem aufregenden Erlebnis der Taufe stand der für diese Etappe geplante Fahrerwechsel an. Wir ankerten an einer seichten Stelle und kauften den Eingeborenen noch schnell etwas Proviant für die weitere Reise ab. Dann durfte der zweite Kaptitän das Steuer übernehmen und uns durch die nunmehr viel rühigeren Gewässer navigieren. Das Glück war allerdings nicht lange auf seiner Seite. Wahrscheinlich hätten wir für die Taufe doch ein paar mehr Flaschen unseres beliebten Gerstensaftes nahmen sollen. Mit Siebenmeilenstiefeln kam uns eine bedrohliche, schier unüberwindliche Wand entgegen - die Kitzbüheler Alpen. Der "Zweite" aka "Michael Schumacher formerly known as Alexander Horst Szidat", der einzigste Fahrer mit Bergerfahrung (da ständiger Wohnsitz im Prenzlauer Berg), konnte hier sein ganzes Können unter Beweis stellen. Man glaubt gar nicht wie sportlich man ein 4 Tonnen Wohnmobil mit 487 kmH um die Serpentinen schleudern kann ... es geht. Nicht ohne Verluste an frischen Unterhosen, aber es geht!!

20:30 Ankunft im Zielgebiet. Standesgerecht konnte es natürlich nicht irgendeine Unterkunft sein, sondern nur das Beste vom Besten (schliesslich wohnte ja der Kaiser ganz in unserer Nähe). Also ab zum Campingplatz am Schwarzsee inklusive angeschlossenem Wellnessbereich zur uneingeschränkten Nutzung.

Zu unserer Überraschung schien man unser Eintreffen erwartet zu haben. Sämtliche Bewohner des Zeltplatzes wurden extra zu unserer Huldigung in einem riesen Bierzelt auf dem zentralen Festplatz zusammengetrieben und mussten uns bei unserer Ankunft zujubeln. Naja, ein bischen mehr Mühe und Sorgfalt bei der Vorbereitung des Empfanges hätten wir uns schon gewünscht. An den roten Teppich hatte man nämlich nicht gedacht. Die Quittung bekamen die Organisatoren dann auch prompt von uns serviert. Wir straften alle Anwesenden einfach mit Desinteresse und kümmerten uns sofort um die Organisation einer Gegenparty.

Allerdings stellte das Finden der richtigen Loction ein kleines Problem dar. Selbst die Zuhilfenahme eines ortskundigen Guides (der eigenwillige Zeltplatzschrad) machte die Sache nicht einfacher. Aber was soll man erwarten vom Produkt der innigen Liebe eines Geschwisterpärchens und einer unwilligen Bergzieg aus einem entlegenenden Tal hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen. Mit nicht gerade konstruktiven Äusserungen wie "Ihr könnt auch woanders hinfahren", oder "Wo bleibt den jetzt das Stromkabel" wollte er nur seine Arbeitsunwilligkeit verschleiern. Da war er aber an die Falschen geraten. Für unseren üppigen finanziellen Einsatz erwarteten wir von jedem Angestellten bedingungslosen Gehorsam und überdurchschnittlichen Einsatz.
Am Ende fanden wir dann doch den optimalen Platz, der all unseren Anforderungen genügte. Schnell unser eigenes Festzelt augestellt und unseren eigens für Notfälle mitgenommen Sternekoch aus dem Team Lafer, Lichter Schroer (ihr ratet welcher von den dreien) in die Profiküche gestellt. Im Handumdrehen war die Party inklusive mediteranem Buffet (an dieser Stelle einen Dank der Firma Bertolli) auf die Beine gestellt. Der Erfolg gab uns Recht. Kurze Zeit später mussten wir das Festzelt wegen überfüllung abriegeln. Ein besonders auffälliger Holländer dachte er kommt einfach so an unserer Security vorbei und kann ungehemmt selbstgebrannten einheimischen Alkohol einschleusen. Da hat er aber falsch gelegen. Aus Mitleid für die tiefe Trauer um das Auscheiden seiner Mannschaft bei der EM waren wir aber gnädig mit ihm. Zur Strafe konfiszierten wir lediglich seinen Alkohohl und meldeten Eigenbedarf an, welchen unser Wortadvocard mit einstweiliger Verfügung auch durchsetzte. Im nachhinein wäre allerdings ein Zeltverbot besser gewesen. Nachdem er mit seinen Geschichten über Tiefseeungeheuer und Yetis alle Gäste vergrault hatte, blieb uns nix anderes übrig, als die Party zu beenden.

Was soll ich sagen. Nach so einem spannenden Tag hatt man sich ein gemütliches Schläfchen unterm Sternenzelt redlich verdient.

Also Guts Nächtle!

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren