Mittwoch, 2. Juli 2008
Stier gegen Eiche
Tag 6, 29.06.2008 - Stier gegen Eiche

Wie am Abend zuvor durch undemokratische Abstimmung beschlossen, klingelte unser Wecker um 8:00 Uhr. Die Sonne lacht und nur noch 12 h und 45 min bis zum Finale.
8:05 der Wecker klingelt nochmal ... 8:10 der Wecker klingelt schon wieder ... 8:30 Uhr der Wecker nervt ... 9:00 Uhr der Wecker höhrt nicht auf zu nerven ... 9:05 Uhr vorsicht da bewegt sich was ... 9:10 Uhr Heeeeeeektik!

In einer konzertierten Aktion wird unser Lager abgebaut. 9:30 Uhr nicht dass jetzt jemand denkt, wir wären schon fertig, nein erstmal hinsetzen und den Ausblick geniessen. Da wir unser Ziel aber nicht aus den Augen verloren haben, sitzen wir nicht lange und machen uns wieder an unser Lieblingspiel "Gepäckraum-TETRIS". Und tatsächlich, so gegen 10:30 Uhr sind wir bereit. Aber eine schwierige Prüfung steht uns noch bevor, der Besuch beim Hohepriester des Campingplatzes, dem Zelplatzschrad. Wie immer ist er und sein ihm zu Seite stehender Messdiener (nennen wir ihn mal "Joschi") bestens gelaunt. Joschi hat die ehrenvolle Aufgabe, unser Stromkabel wieder freizugeben, da es an einem verschlossenem Stromverteiler angeschlossen ist. Auf meine scherzhafte Frage "Na, bekommen wir jetzt unser Kabel wieder?" erwiedert Joschi in seiner unvergleichlichen Art und Weise "Was soll ich den mit dem Kabel?". An dieser Stelle drängte sich mir der Gedanke auf, dass Joschi und der Zeltplatzschrad entweder der gleichen Familie angehören oder aber einen ähnlich komplizierten Stammbaum (Ihr wisst schon "... Bergziege ... hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen") haben mussten. Zur Freude beider durften sie jetzt ihre wahren Fähigkeiten zeigen, nämlich den Gullideckel für unser Abwaser zu öffnen. Damit auf dem Zeltplatz auch keine lange Weile aufkommt, durften die im Umkreis beim Frühstück sitzenden Camper dabei zusehen. Na denn, Mahlzeit!
Endlich ist es soweit, 11:00 Uhr wir sind bereit für die anstehende Etappe nach Wien. Die Sonne lacht noch immer, nur heisser, und noch 9 h und 45 min bis zum Finale.

Über die Fahrt gibt es diesmal nicht so viel zu berichten. Erst mit leicht überhöhter Geschwindigkeit die letzten Serpentinen vor der Autobahn genommen, natürlich durch unseren "Kurvenspezialisten" (Nein, nicht Kai sondern "Michael Schumacher formerly known as Alexander Horst Szidat") und dann im Tiefflug über die Autobahn nach Wien. Bereits etliche Kilometer vor Wien entdecketen wir eine uns bis dahin unbekannte Spezies, die uns aber in den nächsten Stunden noch das ein oder andere Mal über den Weg laufen sollte - der Fussballfan.

So gegen 16:30 Uhr erreichten wir unser Ziel, Campingplatz Wien (in Citynähe). Der Empfang war herzlich "Sucht euch erstmal einen geeigneten Stellplatz und danach könnt ihr euch ja anmelden". Gesagt getan. Zumindest haben wir einen geeigneten Platz gefunden - vielleicht melden wir uns drei auch an.


Kurz zum Zeltplatz: Wir waren schon einiges gewohnt ... aber ... was uns in Wien geboten wurde, war an Gemütlichkeit kaum zu unterbieten. Wir vergeben 4 von 5 möglichen Kotztüten. Der Betreiber hatte sich wahrscheinlich vor dem EM gedacht: Aufgeräumt wird später ! Auch der Rasen ähnelte nur entfernt dem, was wir aus dem Werbefernsehen kannten. Stellt euch vor, ihr campt auf dem Mauerstreifen vor ´89 (ja ... natürlich .. Wachtürme gab es in Wien nicht). Naja ... wir sind schließlich keinen Memmen (außer es guckt keiner zu), also stellten wir uns der Herausforderung. Es sollte nicht die letzte sein.


Schnell das Lager wieder aufgebaut und schon stand wieder eine der berüchtigten demokratischen Abstimmungen an (och nö, nich schon wieder ... man kann´s auch übertreiben mit der Demokratie). Es ging um die einfache Frage: "Wie wollen wir uns der Fanzone annähern und sind wir überhaupt Fans ? "- aus der Zone kamen wir jedenfalls.

Zur Auswahl standen die öffentlichen Verkehrsmittel (kollektives Schwitzen mit hunderten anderen) oder die uns in den letzten Tagen liebgewordenen Stahlröser (auch Schwitzen, aber allein). Die Wahl fiel auf unsere Drahtesel. Schliesslich befanden wir uns ja in Citynähe.

Also auf zum Finale in der Zone. Innerhalb der nächsten 60 min wurde uns klar, dass Citynähe offensichtlich ein sehr dehnbarer Begriff war und bei 31 Grad unsere Freunde "Transpiri" und "Transpira" auch ihren Spass haben sollten. Das Duschen vorher hätte man sich getrost sparen können - mit unserem Körpergeruch konnten wir heute keiner guten Eindruck mehr machen; beeindruckend war er trotzdem.

Nach 8 Kilometern Radweg (der längsten Drahteseletappe bis heute, Teve Schur-Schnur, Schuhr wäre amüsiert) erreichten wir das Bekloppten-Ghetto - da waren wir nicht völlig fehl am Platze. Zuvor unsere Räder noch an der ehrwürdigen Nationalbibliothek angebunden und ab ins Gedrängel.

An den Sicherheitskintrollen herrschte Verwirrung. So war es verboten, Plastikflaschen einzuführen (ho, ho), Taschenmesser waren jedoch anscheinend erwünscht - so sind die Ösis halt. Einem Grenzer von der Nationalen Volksarmee wäre so ein Lapsus im Leben nicht durchgegangen (wahrescheinlich hatte er Angst vor Plastikflaschen.)

So: Wir waren am Ziel (jedenfalls redete A.M. uns das ein). Fußballzone in Wien. Yuppie. Was für eine Freude ! Nicht auszuhalten ! Oh wie ist das schön, oh wie ist das schön, so ´was ... ! Eine Million Leute schwitzen um die Wette. Ein Königreich für ein Deo ! Das mussten wir aber an der Sicherheitsschleuse abgeben - unser Geruch sollte sich der Masse anpassen. Kein Problem - wird erledigt.

Bis zum Abpfiff hatten wir noch fünf Stunden Zeit (... oh wie ist das schön ...). Durchhalten war die Devise ! Devisen hatten wir jedoch keine - Wechselstuben gab es auch in der Fuballzone nicht. Mist. Es half nichts: Wir mussten unsere vorletzten Piperlinge gegen ortsübliche Naturalien (Ketwurst) und kalorienreduziertes Bier eintauschen, um uns vor dem sicheren Verschwitzen zu bewahren.

Endlich, endlich, endlich hörten wir den Anpfiff. Kurze Zeit später auch den Abpfiff. Vorbei ! Vorbei ! Yuhu ! Urlaub ! Ab jetzt kein unsinniges übergeordnetes Ziel mehr ! Yuhu ! Keine überflüssigen Diskussionen mehr ! Geschafft !

Ab zu den Rössern. Wir brauchten echtes Entertainment (Bettina, pack´ deine Brüste ein). Gar nicht so einfach, denn es gibt in Wien -für einen Berliner völlig fremd- eine Sperrstunde. So ungefähr ab 21.30 Uhr darf man in Wien nur noch unter der Bettdecke in Zeichensprache lachen. Was wir dann auch nach einem Besuch beim letzten (offenem) Italiener taten.

(Ein Highlight hatten wir noch vergessen: Wir sahen unseren Bundestrainer Jogi höchst persönlich, live und in Farbe im Bus an uns vorbeifahren. Der wirkte ganz schön niedergeschlagen - Vielleicht war er ja beim selben Italiner).

Bis Morgen !

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Wild Life Safari
Tag 5, 28.06.2008 - Wild Life Safari

Ein "Guten Morgen" ist wohl eher nicht mehr angebracht. Mit reichlich Verspätung - der anstrengende Bergetappe mit anschliessender Party mussten wir unseren Tribut zollen - starteten wir in diesen überaus sonnigen Tag. Die Rennleitung hatte spontan den Zeitplan für die Tour geändert und gönnte uns einen Ruhetag. Allerdings konnten wir das mit unserem sportlichen Ehrgeiz nicht in Übereinstimmung bringen und setzten zum Munterwerden eine kleine Sondertrainingseinheit an. Für jeden wurde auf die schnelle ein individueller Trainingsplan erstellt, z.B. Orientierungsfahren um den Schwarzsee oder Handicap-Rennen mit Einkaufstüten am Lenker. Nach diesem gelungenen Einstieg imn diesen Tag stand ein ausgiebiges Mannschaftsfrühstück auf dem Tagesplan. Aber auch hier stand nicht der reine Akt der Nahrungsufnahme im Vordergrund sondern dien Schaffung von Kraftreserven für die weiteren sportlichen Aktivitäten an diesem Tag. Die sollten es aber auch in sich haben.

Zuerst stand die Teilnahme an der "KitzBike" in Kirchberg an. Dieses Kurzsteckenrennen für normalbegabte Radfahrer führte durch die zauberhafte Landschaft der Kitzbüheler Alpen. Mit kleineren, aber gut zu bewältigenden Anstiegen (läppische 3500 m Höhenunterschied auf 88km) und einigen gemütlichen Abfahrten vorbei an der ein oder anderen Alm hatten sich die Orgnisatoren eine sehr gelungene Streckenführung ausgedacht. Dem Ein oder anderen hat das wohl nicht so interessiert und so kamm es, dass einige schon nach knapp vier Stunden wieder am Ziel waren. Ach ja, wir nahmen natürlich nur als fachkundiges Publikum an dieser Veranstaltung teil. Schliesslich hatte wir nur unsere Ersatzräder dabei, die Rennräder hatte wir in Vorbereitung auf unsere nächsten Etappen dem Service zum Tuning überlassen.

Nach diesem Abstecher zur Konkurrenz widmeten wir uns wieder unseren eigenen sportlichen Aktivitäten. Natürlich dufte bei unserer Safari durch die Heimat von "Bruno" dem "Problembären" auch das Abenteur nicht fehlen. So trug es sich zu, dass wir auf unserem Weg von Kirchberg nach Kitzbühel mit unseren Ersatzrädern in eine unheimliche Höhle gerieten. Da konnte wohl einer keine Fährten lesen! Sofort ertrönte ein unheimliches Brüllen undf Grollen. Gott sei dank, konnte es nicht "Bruno" sein, denn wie alle wissen, hat den ja der "Ede" aus Bayern bereits erlegt. Am Ende stellte sich heraus, dass es sich um eine harmlosen Autotunnel von gefühlten 10km Länge handelte. Aber auch diese Herausforderung überstanden wir. Einige von uns hatten sich sogar im Blindflug (So ne Sonnebrille macht das Dunkel im Dunkeln noch dunkler) probiert.

Als ob das nicht aufregend und anstrengend genug war, stand jetzt der schwierigste Teil unseres Sondertrainings an. Das Höhentraining. Also schnell mal auf den Hahnenkamm rauf, natürlich nicht zu Fuss sondern mit dem Rad. Aber nicht das ihr denkt mit unseren Ersatzrädern, sondern mit den Rädern am Ausleger der Gondel die auf den Berg führt. Oben angekommen trafen wir auch den ein oder anderen Teilnehmer der "kitzBike" wieder. Die htte sich offensichtlih etwas mehr Zeit für den Rundkurs genommen, den seit dem Start waren jetzt schon ca. 6 h vergangen. Da sie offensichtlich keine erstrangige Liquidität besassen, musten sie sich einen Schluck Bier erbetteln. Tat das zu Mitleid gerührte Publikum aber gerne. Da auch wir ziemlich ausgehungert waren, genehmigten wir uns auch was zu essen. Am geld scheitert es bei uns ja nicht.

Obwohl die vergangenen Stunden eigentlich anstengend genug waren, mussten wir schon wieder eine Änderung des Trainingsplanes über uns ergehen lassen, obwohl diese auf Freiwilligkeit basierte. Nicht etwa mit dem Rad (Ihr wisst schon, die Gondel) herunter sondern zu Fuß. Direkt durch das Gebiet der gemeinen Zeck. Es gab bedauerlicherweise einen, der sich dem freiwilligen Gruppenzwang nicht beugen wollte. Da Namen eh nur Schall und Rauch sind, wollen wir auch nicht erwähnen, dass es Axel war ... ups, ist mir so rausgerutscht! Unsere Anstrengungen wurden dann aber durch ein wunderschönes Naturerlebnis belohnt; schönes Panorama, kristallklarer Bergsee, glückliche Milkakühe uvm. Dafür nahmen wir uns auch extra viel Zeit, die Axel natürlich auf uns warten musste. Hat er aber selbst so gewollt!
Nach 2 h Abstieg kamen wir wohl behalten m Fuße des Berges wieder an, wo schon der Axelund unsere Ersatzräder auf uns warteten. Also ab zu unserem Luxusdomizil "Camping am Schwarzsee", wo wir dann auch endlich die verdiente Entspannung von den Ereignissen dieses Tages finden sollten.

Ab in die Schwimmhalle mit Wirlpool und Sauna, Abendessen im Restaurant und einen (vielleicht waren es auch mehr) Absacker vor unserem Teambus und da war der Tag schon wieder vorbei.

Und wenn sie nicht besoffen sind, dann schreiben sie auch morgen wieder.

bis dann, und immer schön brav sein.

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