Sonntag, 6. Juli 2008
Axelchens Mondfahrt
Tag 8, 01.07.2008 - Axelchens Mondfahrt

Der Tag begann ungewohnt. Normalerweise - man glaubt es kaum - wird morgens gemeinschaftlich geduscht (Seife aufheben ist dabei strengstens verboten). Heute jedoch nicht. Wir mussten sparen und zwar an Wasser. Also nur die letzten Zähnchen geputzt, das Gruppendeo herumgereicht und im Sprintstart ab nach Saragossa. Zumindest wurde dies dem nichtsahnenden A.S. vom Rest der Manschaft mitgeteilt. Tatsächlich hatten sich jedoch die übrigen fünf unserer Gesellschaft in der Nacht im Heck unseres Busses bei einer Butterstulle und Teelicht getroffen und konspirativ das Navi mit abweichenden Zielkoordinaten gefüttert. Es sollte nach Kroatien gehen. Auf eine "Partyinsel" ! Aha ! Oho ! Partyinsel (?) - ob sich da unsere älteren Reiseteilnehmer nicht etwas übernommen hatten ? Wir werden sehen.

Um den Schwindel nicht auffliegen zu lassen, war für den Rest der Strecke ein Fahrerwechsel untersagt. "Nein, A.S., Du brauchst nicht zu fahren, ich kann noch", war die zurechtgelegte Anwort, wenn A.S. sich ungefragt ans Steuer drängeln wollte. Außerdem wurde die gesamte Zeit nur noch Spanisch gesprochen und gesungen - zumindest versuchten wir, den Dialekt zu immitieren, was das eine oder andere Mal doch eher nach Sächsisch klang. Außerdem wurde A.S. mit schmutzigen Bildchen und noch schmutzigeren Texten (Zitatanfang: "Jetzt würde sich herausstellen, ob ich diesem Monster gewachsen war." Zitatende) aus noch sehr viel mehr schmutzigerenenenenen Blättchen abgelenkt. Die Illusion war perfekt.

Nicht annähernd so perfekt war die Streckenführung. Die Route sollte unterhaltsam sein. Also keine Autobahnen (die kosten nur Maut), sondern nur Landstraße mit Bäumchen, Blümchen und Hoppelhässchen. Wunderschön ! Wirklich, großes Pionierehrenwort. Zumindest die ersten 150 Kurven. Dann wurde es zunehmend langweiliger. Auch wurde unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf ca. 30 km/h gedrosselt. Es sollte eine sehr, sehr, sehr lange Fahrt werden. Aber eben mit Bäumchen, Blümchen und Hoppelhässchen. Später ist man fast immer schlauer.

Nach 4 Mio Kurven erreichten wir das Meer. Nach weiteren 2 Stunden Grace-Kelly-Gedächnis-Fahrt, wobei alle 5 Minuten der Dialog:" Ich will baden! Nein K.K., später" stattfand, trennte uns lediglich eine 1 cm breite Meerenge von unserem Ziel: Dem Schlaraffenland für Junggebliebene. So zumindest stand es in dem von H.S. in einem Antiquariat in Wien erworbenen und von Marco Polo noch höchst persönlich verfassten Reiseführer. Vor uns tat sich eine malerische Bucht auf, dahinter die Insel unserer Träume. So musste sich Neil Armstrong gefühlt haben. Was man sah, waren Steine.

Zwar in den unterschiedlichsten Schattierungen, aber trotzdem immer noch Steine. Nichts zu sehen von den
versprochenen grasenden kroatischen Grillplatten, kein dahin plätscherndes Havanclubflueschen welches sich unter einem Limettenbaum mit einem CocaColabach vereinigt. Nein, nur Steine. Wir wollen nach Saragossa!!

Das hatten wir nicht verdient. Wo ist die versteckte Kamera? Wo muessen wir hier Geld reinstecken damit das kroatische Jugendtouristenbüro endlich die Pappmascheekulisse austauscht. Nichts passsierte, ausser das der Fährmann ein klein wenig drängelte. Na gut, ganz nach dem Motto "Ein großer Schritt für Herrenreisegruppe, ein kleiner Schritt und 10.000 Kuna fuer Käpten Brass" begaben wir uns in die Hände der kroatischen Animationsmafia und überquerten den
Golf von Pag. Nach 5 Minten Flossfahrt und anschliessender Uberwindung der kroatischen Müggelberge passierte etwas Unglaubliches: Schon wieder Steine. Nein Stop ! Eine Lichterkette am Horizont zog die Aufmerksamkeit auf sich. Das
musste es sein: Tumbuktu auf dem Mond. Eine Oase der Glückseligkeit. Ein Tempel der Freude. Das 2:1 in der 91. Minute durch Mario Gomez.

Ein Hauch von grünem Moos erkämpfte sich mühsam Raum in dieser ach so unwirtlichen Wüste. Jeder Meter brachte uns der Verheissung, dem gelobten Lande genannt "Zrce" näher. Ja, dort wo sich Ströme aromatischer, alkoholischer Getränke über unsere durstigen Kehlen ergiessen würden während wir unsere ausgezehrten Körper durch Massen ekstatisch
zuckender junger Leiber zwängen muessten.

Eine paar Meter noch! Da, ein Schild "Plaza Zrce"! Noch wenige Meter! Ein Schranke verwehrte unserem Gefährt den Zutritt! Hinfort mit Dir, Du Anusgebuhrt der Zöllner und Krämerseelen - nehmt unseren schnöden Mamon! Wir sprangen unter Aufbietung unserer letzten Kräfte aus dem Wagen
JAAAAAAAAA! Das Meer! Musik! Jetzt, Endlich!

Der Strand war leer

Unserer aussergewöhnlichen charakterlichen Stärke ist es wohl zu verdanken, dass wir diesen Moment ungeheuerlicher Entäuschung heil an Leib und Seele überstanden!

Was blieb, was sollten wir nun tun!

Ganz Klar! Zelte aufschlagen am örtlichen Autocamp, sechsmal Mixed Meat incl. MisMas bestellen sowie die eigenen kargen Alkohohlvorräte vollständig vernichten um besinnungslos in einen eher unruhigen Schlaf zu sinken!

Gute Nacht Nimmerland!

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Flucht in Badelatschen
Tag 7, 30.06.2008 - Flucht in Badelatschen

Können wir so etwas wirklich tun ? Zechprellerei ? Wir ? Durchweg vollausgebildete Musterschwiegersöhne. Bei aller Selbstkritik: Einer besser bestückt, gebildet und aussehend als der andere. In geheimer und kontroverser Abstimmung wurde beschlossen: Okay, wir tun´s. Da nicht alle von uns gleich abgebrüht sind, war frühes Handeln angesagt. Herr M.P. stellte seine Quarzuhr aus dem Intershop auf 7.30 Uhr, schnell noch 30 Minuten Einelkämpfertraining, um uns dann doch relativ unsanft aus den Träumen mit der Parole zu reissen "Aufsteh´n, sonst meld´ ich uns an". Da wir als Mannschaft reisen, war gerade zu diesem Zeitpunkt kein Individualismus gefragt. Also gehorsam aufstehen, keine Fragen stellen, Lager abbauen und geschmeidig vom Zeltplatz geschwebt. Unauffälliger wurde ein Zeltplatz noch nie verlassen - fast so, als hätte man bezahlt.

Also dann auf nach Saragossa. Wo liegt eigentlich Saragossa?? Spanien?! Da war doch was ? 91. minute el ninio el torro el lahm el lehmann el VizeEuropameister. Wir waren so dicht dran!! Selten hat ein Team einem Turnier seinen Stempel so aufgedrückt und ist dann so ungerecht am Ende von einer minderjährigen SchülerTitikakaTruppe um den Lohn gebracht worden. Woher kam eigentlich der Schiedsrichter?? Italiener? Holländer? Europäer? Kein Wunder, die sind sowieso alle gegen uns. Wir sind dafür, dass wir unser eigenes Europa machen (zumindest ersteinmal nur im Fussball) und damit auch unsere eigene EM!! Dann kann nichts mehr schief gehen!! OK Östereich und Polen können noch mitmachen, müssen aber durch eine Quali!!

Wie ihr merkt, irgendwie lässt uns das Wunder von Wien nicht los. Nicht weil Wien so gut war, sondern weil an diesem Tag 7 eigentlich nichts passiert ist. "Moment" sagt der geneigte Leser, bei euch passiert doch immer was!!?? Na gut, dann mal los, schließlich ist der Ösi ja immer für ´ne Überraschung gut.

Der Weg vom Zelzplatz lehrte uns eins: Das Geld, was da gespart wurde, sollte man sofort in das österreichische Grundnahrungsmittel umtauschen: Also auf zum Schnitzelwirt. Dank "Else - ich weiß alles über alle Länder außer Spanien" war es auch kein Problem den schmierigen Schnitzelbrater namens Fickelmeyer zu finden, jedenfalls in der Theorie. Da hatte aber A.M. die Rechnung ohne den Piloten K.K. gemacht:

K.K. sagt zu A.M. "Steig mal aus, und lass dein Telefon und deine Geldbörse hier !" (Auszug aus der Betriebsanleitung des Renault TR61: "Beim Rückwärtsreisen mit einem Haus auf Rädern muss man IMMER einzeln oder vermehrt austeigen, um wild zu gestikulieren und dem Fahrer widersprüchliche Anweisungen an den Kopf zu werfen."). Nach dem deutlichen Hinweis einer typischen wiener Transsexuellen (erkennbar an Armanianzug, gegeelter Vokuhila sowie breiter Wiener Mundart), dass wir gerade gedachten unserer fahrbarer Untersatz im Bereich einer Bushaltestelle zu parken sowie des gewahrwerdens eines Busses direkt hinter uns, kam es zu einer absolut verständlichen Panikreaktion unserer Lenkradkralle K.K. in Gestalt einer wilden Flucht mit durchgedrücktem Gaspedal durch die Hälfte aller Wiener Bezirke - der Bus immer hinter uns.

Nachdem wir den Bus erfolgreich abgeschüttelt hatten, folgten wir einem Ritual welches sich bisher in kritischen Situationen immer bewährt hatte .. Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf ... mmh. Wo ist Nummer Sechs? Am besten wir fragen ihn selber: Konnten wir nich, weil er ja nich da war. Verdammt, der M. war weg. Nach anfänglicher Ausgelassenheit gepaart mit dem Öffnen der letzten verbliebenen Champusbrauseflasche (die uns die Jungs mit der unglaublichen Geschichte aus Bregenz aus dem Club mitgebracht hatten) kam dann doch eine Erkenntnis zum Tragen. A.M. wird doch noch gebraucht, wer sollte denn sonst die Else mit den GPS Koordinaten von Saragossa füttern. Dieser A.M. stand übrigens in Badelatschen und einer nicht mehr ganz so frischen Unterhose am Straßenrand und fühlte sich ein wenig wie Klose im spanischen Strafraum: verlassen. Aber nicht ganz unpfiffig holte er sich von seinen letzten Cents ein Schleckeis. Damit wurde alles besser. Jedenfalls für 10 sek. Dann begann das trunkene Hirn zu arbeiten. "Wo zum Henker war der Fickelmeyer??"

13 Jahre Erfahrung im Umgang mit A.M. liess im Bus die einhellige Meinung aufkommen: A.M. sehen wir nie wieder ! Der endet wie Tom Hanks im Schlüpper und Vollbart und ohne Internet im Wiener Stadtkern. Nur das sein "Willson" hier "Mikasa".

Weiss man jedoch um die unglaublich guten Ortskenntnisse des A.M. gepaart mit seinen absoluten Survivalfähigkeiten bleibt nur ein Schluss: Auto halblegal parken und Nahrung fassen, Stadt ansehen und auf nach Saragossa - wahrscheinlich würde uns A.M. schon mit einem halbleeren Cerveza, zwei braungebrannten 12-jährigen im arm und einem entspannten Lächeln erwarten. Obwohl - eigentlich eher unwahrscheinlich.

Aber Spass beiseite. "Ohne Axel isset kacksel" dachten wir uns und prüften die uns offenstehenden Optionen.
Derer waren nicht viele:

1. AXEL ABSCHREIBEN und seine Sachen zwischen uns Überlebenden aufteilen. Er ist eh zu alt, schnarcht und isst Büchsenfleich ... GEHT NICHT! Das wiedersprach unserem dieser fahrt zugrunde liegenden Teamgeist.

2. AUF AXEL WARTEN ... an genau dieser Stelle. Er wird ja wohl warten und sich wieder auflesen lassen... GEHT NICHT! da war ja noch der 10minütig kommende linienbus mit der lauten hupe und der nette wiener vollidiot der mit seine schnitzelstimme ein liebenswertes "jo gruizi - kuanst net luisen - duis is a buuus haltestuielle" in mein Fahrerhaus haucht.

3. AXEL IM SCHNITZELKÖNIG ERWARTEN. Das klang gut und logisch, denn axel hat eigentlich immer hunger auf Fleisch und hat ja auch Abitur um den weg zu finden. Die chance, dass er dort sein würde, erschien uns possible.. DAS MACHEN MIR!

Hendrik wurde an der Bushaltestelle abgesetzt - als wurdstcase für variante 2 (anm d. red.). Sascha und Markus sollten schon mal zum Schnitzelschlächter und Benni und Kai bekamen die Aufgabe, die Manschaftshuddel zu parken.

An dieser Stelle können die Herren M.P. und A.S. gestehen, dass sie entgegen der Anweisung nicht sofort zum Schnitzelkönig gingen. Stattdessen haben sich die Herren H.S., A.S. und M.P. erst einmal gemütlich in ein Wiener Straßenkaffee gesetzt und haben sich einen großen Braunen mit Schlag gegönnt. Herrlich ! Wenn das der Rest wüsste ! Weiß er aber nicht. Hihi, Huhu, Hoho, Höhö !

Zurück zum Plan (Axel am Schnitzelkönig erwarten):
Parkplatzsuche !? Eigentlich kein problem für 2 erfahrene Trucker. Wir fuhren ca 8x die schleife durch die Innenstadt bis wir uns einig wurden, dass wir hier nicht mal mit ´nem smart ´nen Parkplatz bekommen würden, geschweige denn mit unserer Anbauwand. Hmm ? Grübel ... Planänderung ! Wir fuhren etwas weiter raus und hielten eine seitenstraße hinter dem Wiener Stadtgericht für sehr geeignet. Ein 10m-Parkplatz ward bald gefunden. Wir fühlen uns gut. Hendrik wäre stolz. Benni wollte kai noch einweisen, aber dieser winkte väterlich ab: "Lass mal kleener - keen Ding - ich park´ die huddel entspannt rückwärts ein!"

So sei es denn!... Rückwärtsgang ... blinken ... Kupplung ... Schleifpunkt ... lenken ...BUMM !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Mist! Die Laterne war doch eben noch nicht da .. oder Benni ?????

Nee Kai noch nie jewesen - die agrooheischenden Wiener Strassenputzen ham uns dis Lämpchen direktamunde hintern Bus jeschoben justamente als Du deeinem Rückwärtsdrang nachkommen wolltest - ick schroer!

Der Rest des Tages ist kurz beschrieben:
Einsammeln des verschollenen A.M. Somit hatten wir zumindest unser Wunder von Wien. Dann Frühstück bei Fickelmeyer, spektakuläre Stadtrundfahrt, Besteigung eines 1034m hohen Kirchturms in Badelatschen für dreifuffzig und abschliessendes gemeinschaftliches KaffeetrinkenErdbeereisessen in einem typischen Wiener Cafe

Damit hatten wir aus unserer Sicht alle wichtigen Punkte Wiens abgehandelt und konnten nun endlich Urlaub machen. Auf nach Saragossa.

Am Abend folgte noch ein immpossanter Sonnenuntergang mit Käsebuletten und Kartoffelbrei ala B.S. mit Blick auf Graz, diesmal übrigens mit völlig unlegalem Stellplatz irgendwo auf einer Kirchenwiese. Schöner und vor allem männlicher konnte der Tag nicht ausklingen. Schlaf´gut, John Boy Walton.

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Mittwoch, 2. Juli 2008
Stier gegen Eiche
Tag 6, 29.06.2008 - Stier gegen Eiche

Wie am Abend zuvor durch undemokratische Abstimmung beschlossen, klingelte unser Wecker um 8:00 Uhr. Die Sonne lacht und nur noch 12 h und 45 min bis zum Finale.
8:05 der Wecker klingelt nochmal ... 8:10 der Wecker klingelt schon wieder ... 8:30 Uhr der Wecker nervt ... 9:00 Uhr der Wecker höhrt nicht auf zu nerven ... 9:05 Uhr vorsicht da bewegt sich was ... 9:10 Uhr Heeeeeeektik!

In einer konzertierten Aktion wird unser Lager abgebaut. 9:30 Uhr nicht dass jetzt jemand denkt, wir wären schon fertig, nein erstmal hinsetzen und den Ausblick geniessen. Da wir unser Ziel aber nicht aus den Augen verloren haben, sitzen wir nicht lange und machen uns wieder an unser Lieblingspiel "Gepäckraum-TETRIS". Und tatsächlich, so gegen 10:30 Uhr sind wir bereit. Aber eine schwierige Prüfung steht uns noch bevor, der Besuch beim Hohepriester des Campingplatzes, dem Zelplatzschrad. Wie immer ist er und sein ihm zu Seite stehender Messdiener (nennen wir ihn mal "Joschi") bestens gelaunt. Joschi hat die ehrenvolle Aufgabe, unser Stromkabel wieder freizugeben, da es an einem verschlossenem Stromverteiler angeschlossen ist. Auf meine scherzhafte Frage "Na, bekommen wir jetzt unser Kabel wieder?" erwiedert Joschi in seiner unvergleichlichen Art und Weise "Was soll ich den mit dem Kabel?". An dieser Stelle drängte sich mir der Gedanke auf, dass Joschi und der Zeltplatzschrad entweder der gleichen Familie angehören oder aber einen ähnlich komplizierten Stammbaum (Ihr wisst schon "... Bergziege ... hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen") haben mussten. Zur Freude beider durften sie jetzt ihre wahren Fähigkeiten zeigen, nämlich den Gullideckel für unser Abwaser zu öffnen. Damit auf dem Zeltplatz auch keine lange Weile aufkommt, durften die im Umkreis beim Frühstück sitzenden Camper dabei zusehen. Na denn, Mahlzeit!
Endlich ist es soweit, 11:00 Uhr wir sind bereit für die anstehende Etappe nach Wien. Die Sonne lacht noch immer, nur heisser, und noch 9 h und 45 min bis zum Finale.

Über die Fahrt gibt es diesmal nicht so viel zu berichten. Erst mit leicht überhöhter Geschwindigkeit die letzten Serpentinen vor der Autobahn genommen, natürlich durch unseren "Kurvenspezialisten" (Nein, nicht Kai sondern "Michael Schumacher formerly known as Alexander Horst Szidat") und dann im Tiefflug über die Autobahn nach Wien. Bereits etliche Kilometer vor Wien entdecketen wir eine uns bis dahin unbekannte Spezies, die uns aber in den nächsten Stunden noch das ein oder andere Mal über den Weg laufen sollte - der Fussballfan.

So gegen 16:30 Uhr erreichten wir unser Ziel, Campingplatz Wien (in Citynähe). Der Empfang war herzlich "Sucht euch erstmal einen geeigneten Stellplatz und danach könnt ihr euch ja anmelden". Gesagt getan. Zumindest haben wir einen geeigneten Platz gefunden - vielleicht melden wir uns drei auch an.


Kurz zum Zeltplatz: Wir waren schon einiges gewohnt ... aber ... was uns in Wien geboten wurde, war an Gemütlichkeit kaum zu unterbieten. Wir vergeben 4 von 5 möglichen Kotztüten. Der Betreiber hatte sich wahrscheinlich vor dem EM gedacht: Aufgeräumt wird später ! Auch der Rasen ähnelte nur entfernt dem, was wir aus dem Werbefernsehen kannten. Stellt euch vor, ihr campt auf dem Mauerstreifen vor ´89 (ja ... natürlich .. Wachtürme gab es in Wien nicht). Naja ... wir sind schließlich keinen Memmen (außer es guckt keiner zu), also stellten wir uns der Herausforderung. Es sollte nicht die letzte sein.


Schnell das Lager wieder aufgebaut und schon stand wieder eine der berüchtigten demokratischen Abstimmungen an (och nö, nich schon wieder ... man kann´s auch übertreiben mit der Demokratie). Es ging um die einfache Frage: "Wie wollen wir uns der Fanzone annähern und sind wir überhaupt Fans ? "- aus der Zone kamen wir jedenfalls.

Zur Auswahl standen die öffentlichen Verkehrsmittel (kollektives Schwitzen mit hunderten anderen) oder die uns in den letzten Tagen liebgewordenen Stahlröser (auch Schwitzen, aber allein). Die Wahl fiel auf unsere Drahtesel. Schliesslich befanden wir uns ja in Citynähe.

Also auf zum Finale in der Zone. Innerhalb der nächsten 60 min wurde uns klar, dass Citynähe offensichtlich ein sehr dehnbarer Begriff war und bei 31 Grad unsere Freunde "Transpiri" und "Transpira" auch ihren Spass haben sollten. Das Duschen vorher hätte man sich getrost sparen können - mit unserem Körpergeruch konnten wir heute keiner guten Eindruck mehr machen; beeindruckend war er trotzdem.

Nach 8 Kilometern Radweg (der längsten Drahteseletappe bis heute, Teve Schur-Schnur, Schuhr wäre amüsiert) erreichten wir das Bekloppten-Ghetto - da waren wir nicht völlig fehl am Platze. Zuvor unsere Räder noch an der ehrwürdigen Nationalbibliothek angebunden und ab ins Gedrängel.

An den Sicherheitskintrollen herrschte Verwirrung. So war es verboten, Plastikflaschen einzuführen (ho, ho), Taschenmesser waren jedoch anscheinend erwünscht - so sind die Ösis halt. Einem Grenzer von der Nationalen Volksarmee wäre so ein Lapsus im Leben nicht durchgegangen (wahrescheinlich hatte er Angst vor Plastikflaschen.)

So: Wir waren am Ziel (jedenfalls redete A.M. uns das ein). Fußballzone in Wien. Yuppie. Was für eine Freude ! Nicht auszuhalten ! Oh wie ist das schön, oh wie ist das schön, so ´was ... ! Eine Million Leute schwitzen um die Wette. Ein Königreich für ein Deo ! Das mussten wir aber an der Sicherheitsschleuse abgeben - unser Geruch sollte sich der Masse anpassen. Kein Problem - wird erledigt.

Bis zum Abpfiff hatten wir noch fünf Stunden Zeit (... oh wie ist das schön ...). Durchhalten war die Devise ! Devisen hatten wir jedoch keine - Wechselstuben gab es auch in der Fuballzone nicht. Mist. Es half nichts: Wir mussten unsere vorletzten Piperlinge gegen ortsübliche Naturalien (Ketwurst) und kalorienreduziertes Bier eintauschen, um uns vor dem sicheren Verschwitzen zu bewahren.

Endlich, endlich, endlich hörten wir den Anpfiff. Kurze Zeit später auch den Abpfiff. Vorbei ! Vorbei ! Yuhu ! Urlaub ! Ab jetzt kein unsinniges übergeordnetes Ziel mehr ! Yuhu ! Keine überflüssigen Diskussionen mehr ! Geschafft !

Ab zu den Rössern. Wir brauchten echtes Entertainment (Bettina, pack´ deine Brüste ein). Gar nicht so einfach, denn es gibt in Wien -für einen Berliner völlig fremd- eine Sperrstunde. So ungefähr ab 21.30 Uhr darf man in Wien nur noch unter der Bettdecke in Zeichensprache lachen. Was wir dann auch nach einem Besuch beim letzten (offenem) Italiener taten.

(Ein Highlight hatten wir noch vergessen: Wir sahen unseren Bundestrainer Jogi höchst persönlich, live und in Farbe im Bus an uns vorbeifahren. Der wirkte ganz schön niedergeschlagen - Vielleicht war er ja beim selben Italiner).

Bis Morgen !

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Wild Life Safari
Tag 5, 28.06.2008 - Wild Life Safari

Ein "Guten Morgen" ist wohl eher nicht mehr angebracht. Mit reichlich Verspätung - der anstrengende Bergetappe mit anschliessender Party mussten wir unseren Tribut zollen - starteten wir in diesen überaus sonnigen Tag. Die Rennleitung hatte spontan den Zeitplan für die Tour geändert und gönnte uns einen Ruhetag. Allerdings konnten wir das mit unserem sportlichen Ehrgeiz nicht in Übereinstimmung bringen und setzten zum Munterwerden eine kleine Sondertrainingseinheit an. Für jeden wurde auf die schnelle ein individueller Trainingsplan erstellt, z.B. Orientierungsfahren um den Schwarzsee oder Handicap-Rennen mit Einkaufstüten am Lenker. Nach diesem gelungenen Einstieg imn diesen Tag stand ein ausgiebiges Mannschaftsfrühstück auf dem Tagesplan. Aber auch hier stand nicht der reine Akt der Nahrungsufnahme im Vordergrund sondern dien Schaffung von Kraftreserven für die weiteren sportlichen Aktivitäten an diesem Tag. Die sollten es aber auch in sich haben.

Zuerst stand die Teilnahme an der "KitzBike" in Kirchberg an. Dieses Kurzsteckenrennen für normalbegabte Radfahrer führte durch die zauberhafte Landschaft der Kitzbüheler Alpen. Mit kleineren, aber gut zu bewältigenden Anstiegen (läppische 3500 m Höhenunterschied auf 88km) und einigen gemütlichen Abfahrten vorbei an der ein oder anderen Alm hatten sich die Orgnisatoren eine sehr gelungene Streckenführung ausgedacht. Dem Ein oder anderen hat das wohl nicht so interessiert und so kamm es, dass einige schon nach knapp vier Stunden wieder am Ziel waren. Ach ja, wir nahmen natürlich nur als fachkundiges Publikum an dieser Veranstaltung teil. Schliesslich hatte wir nur unsere Ersatzräder dabei, die Rennräder hatte wir in Vorbereitung auf unsere nächsten Etappen dem Service zum Tuning überlassen.

Nach diesem Abstecher zur Konkurrenz widmeten wir uns wieder unseren eigenen sportlichen Aktivitäten. Natürlich dufte bei unserer Safari durch die Heimat von "Bruno" dem "Problembären" auch das Abenteur nicht fehlen. So trug es sich zu, dass wir auf unserem Weg von Kirchberg nach Kitzbühel mit unseren Ersatzrädern in eine unheimliche Höhle gerieten. Da konnte wohl einer keine Fährten lesen! Sofort ertrönte ein unheimliches Brüllen undf Grollen. Gott sei dank, konnte es nicht "Bruno" sein, denn wie alle wissen, hat den ja der "Ede" aus Bayern bereits erlegt. Am Ende stellte sich heraus, dass es sich um eine harmlosen Autotunnel von gefühlten 10km Länge handelte. Aber auch diese Herausforderung überstanden wir. Einige von uns hatten sich sogar im Blindflug (So ne Sonnebrille macht das Dunkel im Dunkeln noch dunkler) probiert.

Als ob das nicht aufregend und anstrengend genug war, stand jetzt der schwierigste Teil unseres Sondertrainings an. Das Höhentraining. Also schnell mal auf den Hahnenkamm rauf, natürlich nicht zu Fuss sondern mit dem Rad. Aber nicht das ihr denkt mit unseren Ersatzrädern, sondern mit den Rädern am Ausleger der Gondel die auf den Berg führt. Oben angekommen trafen wir auch den ein oder anderen Teilnehmer der "kitzBike" wieder. Die htte sich offensichtlih etwas mehr Zeit für den Rundkurs genommen, den seit dem Start waren jetzt schon ca. 6 h vergangen. Da sie offensichtlich keine erstrangige Liquidität besassen, musten sie sich einen Schluck Bier erbetteln. Tat das zu Mitleid gerührte Publikum aber gerne. Da auch wir ziemlich ausgehungert waren, genehmigten wir uns auch was zu essen. Am geld scheitert es bei uns ja nicht.

Obwohl die vergangenen Stunden eigentlich anstengend genug waren, mussten wir schon wieder eine Änderung des Trainingsplanes über uns ergehen lassen, obwohl diese auf Freiwilligkeit basierte. Nicht etwa mit dem Rad (Ihr wisst schon, die Gondel) herunter sondern zu Fuß. Direkt durch das Gebiet der gemeinen Zeck. Es gab bedauerlicherweise einen, der sich dem freiwilligen Gruppenzwang nicht beugen wollte. Da Namen eh nur Schall und Rauch sind, wollen wir auch nicht erwähnen, dass es Axel war ... ups, ist mir so rausgerutscht! Unsere Anstrengungen wurden dann aber durch ein wunderschönes Naturerlebnis belohnt; schönes Panorama, kristallklarer Bergsee, glückliche Milkakühe uvm. Dafür nahmen wir uns auch extra viel Zeit, die Axel natürlich auf uns warten musste. Hat er aber selbst so gewollt!
Nach 2 h Abstieg kamen wir wohl behalten m Fuße des Berges wieder an, wo schon der Axelund unsere Ersatzräder auf uns warteten. Also ab zu unserem Luxusdomizil "Camping am Schwarzsee", wo wir dann auch endlich die verdiente Entspannung von den Ereignissen dieses Tages finden sollten.

Ab in die Schwimmhalle mit Wirlpool und Sauna, Abendessen im Restaurant und einen (vielleicht waren es auch mehr) Absacker vor unserem Teambus und da war der Tag schon wieder vorbei.

Und wenn sie nicht besoffen sind, dann schreiben sie auch morgen wieder.

bis dann, und immer schön brav sein.

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Sonntag, 29. Juni 2008
Vier gewinnt
Tag 4, 27.6.2008 - 1. Bergetappe

Da die UEFA dieses Jahr kein 3. HAlbfinale austragen wollte und sich Herr Lafer fuer die Seebühne ankündigte, fiel es uns nicht besonders schwer, den Ort des Triumpfes zu verlassen und dem Goodfather of Football unsere Aufwartung zu machen. Also auf nach Kitzbühl, mal sehen ob der Kaiser zu Hause ist. Um es vorwegzunehmen, war er nich.

Wie bei jeder großen Traumreise zu den abgelegensten Orten dieser Welt, so sollte auch bei uns die Tradition einer Taufe nicht unter den Tisch fallen. Nein keine Äquator-, Polarkreis- oder Neptuntaufe sondern die allseits beliebte Serpentinentaufe. Unsere einzige und damit jüngste weibliche Mitfahrerin (die freundlich aber nicht minder energische Stimme aus Axels Navi) hatte hierfür bereits die passende Route ausgesucht. In einer passenden Kurve mit entsprechender negativer Steigung und unter gefühlvollem Einsatz des Gaspedals durch unseren überaus souveränen Kapitän K. K. war es dann soweit. Da leider nicht das geeignete elitäre Getränk zur Verfügung stand, nahmen wir kurzer Hand eisgekühlte Flaschen Bier aus unserem weit geöffneten Kühlschrank. Kurz noch mal überlegt, ob wir nicht gleich alle Flaschen nehmen soltten (die Götter sollten uns schliesslich wohl gesonnen sein), entschieden wir uns für einen Kompromiss. Zwei Flaschen mussten genügen, denn verdursten wollten wir ja auch nicht. Mit viel Schmackes feuerten wir dann die Flaschen gegen die spritzwasser geschützen Seitenwände unserer heighend onboard Toilette. Und was soll ich sagen, zum Glück gingen die Flaschen schon beim ersten Versuch kaputt; wäre wohl sonst auch kein gutes Omen für den Rest der Reise gewesen. An diesem Punkt wurde uns Eins ganz schnell klar: Wir hatten etwas überaus wichtiges in Berlin vergessen: eine Putze. Na gut, muss K. halt weiter abwaschen.

Nach dem aufregenden Erlebnis der Taufe stand der für diese Etappe geplante Fahrerwechsel an. Wir ankerten an einer seichten Stelle und kauften den Eingeborenen noch schnell etwas Proviant für die weitere Reise ab. Dann durfte der zweite Kaptitän das Steuer übernehmen und uns durch die nunmehr viel rühigeren Gewässer navigieren. Das Glück war allerdings nicht lange auf seiner Seite. Wahrscheinlich hätten wir für die Taufe doch ein paar mehr Flaschen unseres beliebten Gerstensaftes nahmen sollen. Mit Siebenmeilenstiefeln kam uns eine bedrohliche, schier unüberwindliche Wand entgegen - die Kitzbüheler Alpen. Der "Zweite" aka "Michael Schumacher formerly known as Alexander Horst Szidat", der einzigste Fahrer mit Bergerfahrung (da ständiger Wohnsitz im Prenzlauer Berg), konnte hier sein ganzes Können unter Beweis stellen. Man glaubt gar nicht wie sportlich man ein 4 Tonnen Wohnmobil mit 487 kmH um die Serpentinen schleudern kann ... es geht. Nicht ohne Verluste an frischen Unterhosen, aber es geht!!

20:30 Ankunft im Zielgebiet. Standesgerecht konnte es natürlich nicht irgendeine Unterkunft sein, sondern nur das Beste vom Besten (schliesslich wohnte ja der Kaiser ganz in unserer Nähe). Also ab zum Campingplatz am Schwarzsee inklusive angeschlossenem Wellnessbereich zur uneingeschränkten Nutzung.

Zu unserer Überraschung schien man unser Eintreffen erwartet zu haben. Sämtliche Bewohner des Zeltplatzes wurden extra zu unserer Huldigung in einem riesen Bierzelt auf dem zentralen Festplatz zusammengetrieben und mussten uns bei unserer Ankunft zujubeln. Naja, ein bischen mehr Mühe und Sorgfalt bei der Vorbereitung des Empfanges hätten wir uns schon gewünscht. An den roten Teppich hatte man nämlich nicht gedacht. Die Quittung bekamen die Organisatoren dann auch prompt von uns serviert. Wir straften alle Anwesenden einfach mit Desinteresse und kümmerten uns sofort um die Organisation einer Gegenparty.

Allerdings stellte das Finden der richtigen Loction ein kleines Problem dar. Selbst die Zuhilfenahme eines ortskundigen Guides (der eigenwillige Zeltplatzschrad) machte die Sache nicht einfacher. Aber was soll man erwarten vom Produkt der innigen Liebe eines Geschwisterpärchens und einer unwilligen Bergzieg aus einem entlegenenden Tal hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen. Mit nicht gerade konstruktiven Äusserungen wie "Ihr könnt auch woanders hinfahren", oder "Wo bleibt den jetzt das Stromkabel" wollte er nur seine Arbeitsunwilligkeit verschleiern. Da war er aber an die Falschen geraten. Für unseren üppigen finanziellen Einsatz erwarteten wir von jedem Angestellten bedingungslosen Gehorsam und überdurchschnittlichen Einsatz.
Am Ende fanden wir dann doch den optimalen Platz, der all unseren Anforderungen genügte. Schnell unser eigenes Festzelt augestellt und unseren eigens für Notfälle mitgenommen Sternekoch aus dem Team Lafer, Lichter Schroer (ihr ratet welcher von den dreien) in die Profiküche gestellt. Im Handumdrehen war die Party inklusive mediteranem Buffet (an dieser Stelle einen Dank der Firma Bertolli) auf die Beine gestellt. Der Erfolg gab uns Recht. Kurze Zeit später mussten wir das Festzelt wegen überfüllung abriegeln. Ein besonders auffälliger Holländer dachte er kommt einfach so an unserer Security vorbei und kann ungehemmt selbstgebrannten einheimischen Alkohol einschleusen. Da hat er aber falsch gelegen. Aus Mitleid für die tiefe Trauer um das Auscheiden seiner Mannschaft bei der EM waren wir aber gnädig mit ihm. Zur Strafe konfiszierten wir lediglich seinen Alkohohl und meldeten Eigenbedarf an, welchen unser Wortadvocard mit einstweiliger Verfügung auch durchsetzte. Im nachhinein wäre allerdings ein Zeltverbot besser gewesen. Nachdem er mit seinen Geschichten über Tiefseeungeheuer und Yetis alle Gäste vergrault hatte, blieb uns nix anderes übrig, als die Party zu beenden.

Was soll ich sagen. Nach so einem spannenden Tag hatt man sich ein gemütliches Schläfchen unterm Sternenzelt redlich verdient.

Also Guts Nächtle!

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